An Stolpersteinen nimmt man Anstoß. Doch in Mülheim und 1264 anderen Städten Europas liegen auch Stolpersteine, die ein Denkanstoß sind. Mit ihren Namen und Lebensdaten erinnern sie an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, verlegt vor ihren letzten freiwilligen Wohnorten. Die Idee dazu hatte der Künstler Gunter Demnig, der die Stolpersteine des Gedenkens seit 1996 verlegt. Am 24. Mai werden in Mülheim weitere 20 Stolpersteine verlegt. Dann werden 168 Mülheimer, die zu Opfern der NS-Diktatur geworden sind an 92 Stellen im Stadt- und Straßenbild sichtbar sein.
Diese Arbeit wurde in Mülheim 2004 von Schülern der Realschule Stadtmitte begonnen. Zum 75. Geburtstag ihrer Schule recherchierten und dokumentierten sie damals die Biografien jüdischer Mitschüler, die im Zuge des Holocaust ermordet worden waren. Genau das ist auch das Ziel der derzeit 15 Menschen, die sich in der örtlichen Arbeitsgemeinschaft Stolpersteine, die sich regelmäßig im Stadtarchiv an der Von-Graefe-Straße treffen, um Opfer-Biografien aus der Zeit des Nationalsozialismus zu recherchieren und auf der Internetseite des Stadtarchivs www.stadtarchiv-mh.de zu dokumentieren.
„Wir wollen den Opfern ein Gesicht geben“, sagte der Vorsitzende der Deutsch-Israelischen Gesellschaft AG Duisburg/Mülheim/Oberhausen, Markus Püll bei der Verlegung der Stolpersteine für die Familie Paul Heimann. In Anwesenheit von 7 Angehörige der Familie Heimann, aus den Niederlanden, aus Wien und Neuenrade, wurden die Stolpersteine vor dem Haus Friedrichstraße 12, dem letzten Wohnsitz von Familie Heimann eingelassen.
Die AG Stolpersteine ist ein Teil des Auftrages, die Geschichte unserer Stadt nicht nur zu verwahren und zu verwalten, sondern auch aufzuarbeiten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In diesem Sinne ist die Arbeit, die hier von engagierten und interessierten Bürgerinnen und Bürgern geleistet wird nicht nur eine emotionale Auseinandersetzung mit dem Schicksal der NS-Opfer, sondern eine fundierte Forschungsarbeit.
David Bakum (19) möchte den NS-Opfern „ihren Namen zurückgeben“ und mit dazu beitragen, „dass sich diese Geschichte nicht wiederholt.“ Als Mitglied der Jüdischen Gemeinde hat seine Mitarbeit in der AG Stolpersteine nicht nur eine historische, sondern auch eine biografische Dimension. „Es ist schon ein gruseliges Gefühl, wenn man die Akten in Händen hält, die damals Menschen in Händen gehalten und bearbeitet haben, die nichts gutes im Schilde führten“, sagt Bakum.